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Perola’s Makers: Jos Zonneveld von By the Dutch

Perola’s Makers: Jos Zonneveld von By the Dutch

Jos Zonneveld ist der Mann hinter der Marke, die seit 2015 weithin vergessene niederländische Spirituosen aus der unverdienten Bedeutungslosigkeit zurückholt. Dank By the Dutch finden sich Genever und Batavia Arrack jetzt nicht nur verstärkt in guten Bars, sondern immer öfter auch bei privaten Gin- und Rum-Connaisseuren auf der Suche nach Abwechslung. Wir haben mit Jos über die Ideenfindung, Entrepeneurship und gute Drinks gesprochen.

Perola: Bevor du in die Welt der Spirituosen eingetaucht bist, hast du in deiner Heimat Jura studiert und später sogar als Anwalt gearbeitet. Wie findet man den Weg vom Gerichtssaal hin zur Gründung eines Unternehmens wie By the Dutch?

Jos: Schon während ich in Amsterdam studierte, hatte ich einen Nebenjob, ich habe Wein  über eine selbstgebaute Webseite verkauft. Das ging von 2009 bis 2015, da habe ich die Seite dann verkauft. Also im Wesentlichen habe ich neben dem Studium Wein an Unternehmen und Endkunden verkauft. 2010, 2011 habe ich dann auch angefangen, die Weine zu importieren. Als ich meinen Juraabschluss dann in der Tasche hatte, hatte ich also auch schon Ahnung von Wein und Weinhandel. Aber dann entschied ich mich für ein Praktikum in einer großen Kanzlei. Danach kam noch eines in einer mittelständischen Kanzlei, die mich auch unter Vertrag nahm. Ein Jahr lang war ich Anwalt. Die Webseite behielt ich in der Zeit, arbeitete nach Feierabend und am Wochenende daran. Nach einem Jahr entschied ich für mich: Entrepeneur sein, das macht mehr Spaß als ein Leben als Anwalt. Für mich war die Arbeit irre langweilig. Du sitzt den ganzen Tag an deinem Schreibtisch, liest Dokumente, schreibst Memos. Das war so gar nicht meins.

Also entschied ich mit 2012, meinen Job zu kündigen und stattdessen den Weinproduzenten zu helfen, mit denen ich zusammenarbeitete, indem ich mich mehr um den Export kümmerte. Nach einer Weile spezialisierte ich mich auf die Arbeit in skandinavischen Ländern. Dort musst du mit den Regierungen zusammenarbeiten, wenn du Alkohol verkaufen willst, egal ob es um Wein, Bier oder Spirituosen geht. Die Spirituosen-Läden werden dort vom Staat kontrolliert. Während ich da also arbeitete, stellte ich fest: Spirituosen aus den Niederlanden oder auch solche mit Verbindungen zu den Niederlanden sind international überhaupt nicht präsent. Und das obwohl wir eine jahrhundertealte Geschichte und immenses Wissen über Spirituosen und ihre Herstellung besitzen.

By the Dutch wurde gegründet aus der Motivation heraus, sowohl die Spirituosen-Industrie als auch die Konsumenten über Spirituosen mit holländischer Herkunft aufzuklären. Klar, das hat jetzt erstmal nichts mit meinem Kerngeschäft in Skandinavien zu tun – aber es ist ein toller Weg, um etwas dagegen zu tun, dass unsere Spirituosen international so limitiert sind.

Perola: Nach der Gründung von By the Dutch hast du vier Produkte relativ schnell hintereinander auf den Markt gebracht: Genever, Batavia Arrack, Dry Gin und die Cocktail Bitters. War für dich von Anfang an klar, dass du eine Multi Spirit Company gründen willst? Oder hast du jemals drüber nachgedacht, einfach einen einzigen, guten Genever rauszustellen?

Jos: Nein. Teil der Markenidee, die ich im Kopf hatte, war immer, mit mehreren niederländischen Spirituosen zu arbeiten. Als ich also im September 2015 den Genever veröffentlichte, war schon klar, dass mehrere Produkte folgen würden – und ich wusste bereits, dass der Batavia Arrack als nächstes launchen würde.

Perola: Dem Kunden etwas über niederländische Spirituosen beizubringen, ist ein sehr wichtiger Teil der Marke By the Dutch. Wenn wir uns das Label anschauen, ist es voll mit Infos über Spirituosen und by the Dutch selbst. Wie ist das Feedback von Kunden und Bartendern dazu?

Jos: Das Feedback ist großartig. Die Labels sind für den Konsumenten sehr einfach zu verstehen. Wenn sie eines unserer Produkte im Laden kaufen, können Sie direkt darauf lesen, was es ist, woher es kommt, wer es gemacht hat – es ist ein sehr transparentes und informatives Label. Das Feedback das wir dazu bekommen: Die Kunden nehmen sich wirklich die Zeit, es zu lesen und zu verstehen, entweder zu Hause oder noch direkt im Laden. Das war unser Kernziel als wir nicht nur die Marke, sondern auch das Packaging designt haben. Den Konsumenten dahinzubringen, dass er die Geschichte und das Know-how hinter der Spirituose verstehen möchte, auch das Warum und Wie. Natürlich wirkt unser Etikett erstmal ziemlich belehrend, aber es steht auch für den lebhaften Handel und die Schifffahrt aus der Zeit, als die Niederlande mit großen Mengen Genever und Batavia Arrack gehandelt haben. Die Flasche hat zum Beispiel auch ein Seil um den Hals, das aus 2,5 Metern Jute besteht. Dieses Seil steht für eine Zeit, in der Fässer voll mit Batavia Arrack und Gewürzen in die Häfen von Amsterdam und Rotterdam geliefert wurden. Nachdem all das von den Schiffen abgeladen wurde, wurden Sie mit Fässern voller Genever wieder beladen – all das passiert mit genau solchen Seilen, auf Ihnen ruhte der gesamte Export in so viele Länder. Dieses Seil steht also für eine Zeit des Fässer-Schleppens, des Imports und des Exports.

Perola: Reden wir über neue Produkte: Wir wissen von der BCB, dass du an neuen Varianten deines Arracks arbeitest – dürfen wir auch mit neuen Varianten von Dry Gin oder Genever rechnen?

Jos: Jetzt noch nicht. Eventuell machen wir das aber noch. Das Wann und Wie wird aber eine Überraschung. Aber im Moment passiert da erstmal nichts.

Perola: Also kein Korenwjin oder Jonge Genever in der nahen Zukunft?

Jos: Vielleicht in der Zukunft. Aber wir sind uns nicht sicher, wann und ob wir das machen. Oder ob wir genau diesen Produkt-Varianten angehen. Wir planen Limited Editions, aber wie gesagt: die werden Überraschungen.

Perola: In den Niederlanden gibt es auch eine lange Tradition von Kräuter- und Lakritz-Likören. Stehen solche „exotischeren“ Spirituosen auch auf deiner To Do-Liste?

Jos: Ähm … nein.

Perola: Du bist selbst zwar kein Distiller, aber intensiv in den Entstehungsprozess neuer Produkte involviert. Kannst du uns etwas dazu erzählen, wie ihr an die Entwicklung neuer, alter Spirituosen herangeht?

Jos: Als erstes recherchieren wir intensiv über die Spirituose selbst. Wir versuchen, zu verstehen, wo sie hergestellt wird, wie und von wem. Bei der Entwicklung einer neuen Spirituosen vergraben wir uns zu Beginn förmlich in ihre Geschichte. Erst dann versuchen wir, zusammen mit dem Master Distiller das beste Rezept zu finden. Im Prinzip ist das schon alles, so erschaffen wir neue Produkte. Um uns bestmöglich am Markt zu positionieren, vereinen wir einfach unsere Kräfte: Wir finden heraus, was das Produkt eigentlich ist, welche Geschichte es hat und wie man es trinkt. Und die Destillerie macht ihren Teil und findet das Rezept für die Spirituose.

Perola: Wenn du sagst „Wie man das Produkt trinkt“ ist das ein spannender Punkt für uns. Mit Genever und Arrack hast du zwei Spirituosen im Programm, mit denen selbst erfahrene Bartender oft nicht viel Erfahrung haben. Wie wichtig ist Mixability für dich bei der Produktentwicklung?

Jos: Für uns spielt Mixability eine sehr wichtige Rolle – schließlich gehören nicht nur Konsumenten zu unseren Kunden, sondern auch die Bartender. Wenn du ein Produkt machen willst, dass sich toll dafür eignet, Cocktails zu mixen, solltest du das auch schon bei der Entwicklung bedenken. Ein Beispiel: Als wir den Blend für den Batavia Arrack zusammengestellt haben, haben wir natürlich nach dem ultimativen Rezept gesucht – aber auch der Alkoholgehalt musste stimmen und ausbalanciert werden. Mit 48% vol. ist der Batavia immer noch ein gut ausbalanciertes Produkt, aber der Alkoholgehalt ist so eingestellt, dass Bartender ihn sehr gerne in Cocktails verwenden. So scheint er nämlich in Drinks ein wenig mehr durch.

Perola: Letzte Frage: Was war der beste Drink den du je mit einer deiner Spirituosen getrunken hast?

Jos: Einen der besten Drinks hatte ich im Green Door, einen Punch mit unserem Batavia Arrack. Er entstand bei unserer Master Class in Berlin letztes Jahr. Gemixt wurde er von Robbert, dem Head Bartender des Green Door. Das war ein unglaublich ausbalanciertes Punch-Rezept mit unserem Batavia. Ich glaube das war einer der besten Cocktails mit unserem Arrack überhaupt. Und so ganz nebenbei: ich habe von Robert auch das Rezept bekommen:

Batavia Punch

40 ml Arrack by the Dutch

10 ml Banks 7

80 ml Oolong Tea

15 ml Ginger

2 bsp Tamarind Chutney

Lemon Oleo Saccharum

10 ml Lime optional

Shaken und in ein Rocks-Glas mit einem einzigen, großen Eiswürfel abseihen. Mit einer Limettenscheibe und etwas geriebener Muskatnuss garnieren. 

Robbert hat sich über diesen Cocktail und seine Geschichte unglaublich viele Gedanken gemacht und uns auch umfangreiche Infos und Tipps zu den ausgefallenen Zutaten mitgegeben. Die würden aber hier den Rahmen sprengen. Deswegen widmen wir diesem Ausnahmecocktail bald einen eigenen Artikel.

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