Der Pfälzer, der lieber Rum statt Riesling-Schorle trinkt: Philipp
Ich arbeite jetzt seit 6 Monaten für Perola. Dazu gekommen ist es eigentlich nur weil ich es leid war als gelernter Hotelkaufmann und Barkeeper keine Abwechslung mehr zu haben und mich nicht kreativ so austoben zu können, wie ich es gern wollte. Dann war ich im Oktober 2016 auf dem 6. German Rum Festival und traf dort meinen jetztigen Chef Arno Schmid-Egger am Stand. Ich war sofort begeistert von der Rum-Auswahl, doch auch von seinen Cachaças und was er noch alles aus Südamerika im Portfolio hatte.
Und da ich genauso wie er die Leidenschaft zu handverlesenen, besonderen Spirituosen hatte, kam es schnell im Folgejahr zum Vorstellungsgespräch und auch direkt im Februar zum ersten (und wohl auch besten, alkoholhaltigsten und lustigsten) Arbeitstag, den ich je hatte. 😀
Nun arbeite ich seit Februar für Perola als Außendienstmitarbeiter für Südwestdeutschland, kenne das Portfolio mittlerweile sehr gut und habe schon so ziemlich alles mal probiert und ausgemixt. Ich betreue sowohl die unterschiedlichsten Kunden aus der Barszene, als auch die Fachhändler, die die Spirituosen weiter an Endkunden verkaufen oder verarbeiten. Der Hauptfokus galt aber immer meiner Lieblingsspirituose: Rum.
Rum? Oder Ron? Oder Rhum?
Hier denken die meisten Leute sofort nur an ein dunkelbraun schimmerndes Getränk aus Übersee, das entweder zum Backen, für die Cola oder in diversen Cocktails gebraucht wird. Pur beschreibt es der Normalbürger oft nur als süßlich mit Aromen wie Karamell, Schokolade oder auch oft Vanille. Doch was kann Rum wirklich? Ich selbst war nun schon 2x auf dem Rum Fest und habe sicher schon über 100 Rum Sorten probiert, doch eins hatten die meisten davon gemeinsam. Überraschend süß war der Großteil davon und auch fast immer vanillig, schokoladig.
Doch kann Rum eigentlich noch mehr? Die Antwort ist eindeutig ja. Und zwar sobald man darauf achtet, bewusst nicht gezuckerte, nicht gefärbte oder aromatisch bearbeitete Rums zu kaufen sondern Einzelfassabfüllungen, am besten in Fassstärke: heißt nicht nachträglich mit Wasser auf Trinkstärke herabgesetzt, sondern das reine konzentrierte Destillat mit seiner vollen Aromenvielfalt.
Und genau diese haben wir in schier unüberschaubarer Auswahl von der Marke Compagnie des Indes. Reine Einzelfassabfüllungen von einem unabhängigen Abfüller aus dem Burgund in Frankreich, der sich auch gefragt hat, ob Rum nicht noch mehr kann, und der Welt zeigen will, wie viel Potenzial wirklich im Thema Rum steckt. Mit dem Begründer von CDI Florent Beuchet habe ich im Mai zwei Rum Masterclasses in Neustadt an der Weinstraße und in Darmstadt organisiert und durchgeführt. Hier lernte ich die Marke erst richtig beim Vortrag und dem Tasting von insgesamt 10 von mir ausgewählten Rums kennen: Die Blends Tricorne, Caraibes, Latino und Jamaica Navy Strength und 6 limitierte Einzelfassabfüllungen aus Haiti, Trinidad, Belize, Guyana, Guadeloupe und Guatemala. Einige davon sogar in Fassstärke mit bis zu 66% Alkohol!
Einzelfassabfüllungen, ganz ohne Zusätze
Die Besonderheit bei Compagnie des Indes sind die Einzelfassabfüllungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie werden weder nachträglich gezuckert noch mit Zuckercouleur gefärbt. Direkt aus dem Fass durch einen Filter gejagt und ab in die Flasche. Und genau das macht Sie so authentisch und interessant. Jedes Land, jede Destille, jedes „Terroir“ und Fass schmeckt anders. Da gibt es rauchig-fruchtige Aromen aus Guadeloupe, leicht blumig-grasige Noten aus Haiti, ledrig-herbe Noten aus Guyana, minzig-frische Noten aus Trinidad oder holzig-karamellige Noten aus Belize und noch vieles mehr. Und ob Rhum Agricole oder Melasse-Rum macht dann auch noch einen riesigen Unterschied. Rum kann eben doch viel mehr als nur süß zu sein. Sobald man sich etwas intensiver damit beschäftigt merkt man wie vielschichtig und komplex die Aromatik verschiedener Rums doch sein kann.
Lediglich bei 2 der Blends (Caraibes und Latino) von Compagnie wird gezuckert und das mit genau 15g auf den Liter. Es gibt allerdings auch von beiden Abfüllungen Wine Cask Finishes, bei denen dann wiederum bewusst auf die Zuckerung verzichtet wurde und zusätzlich ein höherer Alkoholgehalt von 46% genommen wurde, damit das Finish seine volle Wirkung entfalten kann. Somit wird der Caraibes durch’s Weißwein Finish überraschend fruchtig und hat eine schöne Eigensüße, der Latino im Rotwein Finish dagegen wird sehr trocken, tannin-lastig und herb-süß nach vergorenen Kirschen. Leider gibt es zur Herstellung und zur genauen Deklaration bei Rum kaum Regeln.
Und genau das macht es für den Endkonsumenten nur unnötig kompliziert. Ich frage mich da halt nur: Wofür muss man eine Spirituose die aus Zucker hergestellt wird, noch nachträglich süßen? Ich selbst mag meinen Rum auch eher süß als furztrocken, aber seitdem ich gemerkt habe wie viel Eigensüße ein ungesüßter, unbearbeiteter Rum haben kann und wie unterschiedlich hier die verschiedenen Länder und Inseln schmecken, die Rum produzieren, bin ich etwas sensibler geworden. Mehr als 20g auf den Liter muss meines Erachtens nicht sein. Aber das soll jeder für sich selbst entscheiden.
Meine Lieblings-Rumsorten von Compagnie des Indes
Nach und nach lernte ich also über die letzten Monate bestimmt 40 verschiedene Abfüllungen dieser Marke kennen und zu schätzen wissen. Meine Favoriten aktuell sind:
- Belize 11 y.o. CASK STRENGTH 66,2% “Travellers Distillery”
- Trinidad 16 y.o. CASK STRENGTH 63% „T.D.L“
- Tricorne
- Oktoberum
Definitiv auf dem ersten Platz Belize 11 Jahre in Fassstärke mit 66,2%, da hier einfach keinerlei alkoholisches Brennen vorhanden ist sondern nur richtig viel Geschmack der über 10 Minuten lange erhalten bleibt. Sehr leckerer Rum mit Noten von Toffee, Orangenschale, etwas karamellisierte Ananas und stark ausgebrannten Holzfassnoten.
Auf dem 2. Platz wäre dann Trinidad T.D.L 16 Jahre Fassstärke mit 63%, da er das einzigartigste Aroma hat das ich je bei einem Rum erlebt hatte. Als würde man frischen Minztee trinken, die Frische davon noch an den Zähnen spüren und danach eine Zartbitterschokolade essen mit viel Raucharoma und karamellisierten Früchten. Hiermit ein „Rum Mint Julep“ wäre zwar Verschwendung aber sicherlich der beste Minz-Cocktail den man womöglich mixen könnte!
Platz 3 wäre dann ein Blend: der Tricorne. Ein ebenfalls gänzlich ungezuckerter, fast ausschließlich ungereifter Rum aus Melasse und Zuckerrohrsaft mit Anteilen von Batavia Arrack, dem Urvater des Rum aus Indonesien. Also alle drei Rum-Stile dieser Welt vereint in einer Flasche. Allein das Design der Flasche macht schon einiges her. Pur jedoch, zeigt er wo seine Stärke liegt. Eine sehr schöne Süße durch den Melasse-Anteil, eine intensiv grasig-frisch-limettige Note durch den Agricole Anteil und einen schönen, pfeffrigen Kick hintendran durch den kleinen Anteil Batavia Arrack. Hiermit einen Daiquiri zu mixen? Besser bekommt man Strand und Urlaubsfeeling nicht ins heimische Wohnzimmer! Tricorne ist übrigens der Name für den Dreispitzhut, den der Pirat hier trägt! 🙂
Der Geheimtipp
Und an letzter Stelle noch: der Oktoberum! Hier wurde ein 5 jähriger jamaikanischer Rum mit 46% abgefüllt, der anschließend für 20 Monate eine wirklich spezielle Art der Reifung in besonderen Fässern genießt. Hier lagerte zuvor fünf Jahre lang Süßwein aus dem Jura-Gebiet. Anschließend lagerten dort sieben Jahre französischer Whisky und zuletzt weitere drei Jahre Bier. Barley Wine um genau zu sein, also ein sehr starkes, würziges Gersten-Bier bzw. Ale.
So bekommt der Rum am Schluss eine wahre Explosion unterschiedlichster Aromen. Getreidenoten vom Whisky, Honig und fruchtige Noten vom Süßwein, sowie zu guter Letzt hefige, bananige Noten die wirken, als hätte man gerade noch ein schönes, kaltes Hefeweizen getrunken und den Schaum davon noch auf der Zunge. Dieser Rum ist wahrlich nichts für jedermann, doch wer ihn für sich entdeckt wird ihn lieben lernen. Außergewöhnlicher geht es wohl wirklich kaum.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass Rum wirklich eine Spirituose für jeden ist. Man muss sich nur trauen und daran herantasten und Wert auf Qualität legen, dann wird man auch belohnt. Die Reise mit Compagnie des Indes geht noch lange weiter und es warten noch viele edle und unterschiedliche Abfüllungen auf uns!
In diesem Sinne: Cheers, ich setz dann mal die Segel gen Karibik mit noch ´nem Gläschen! 🙂